Gedanken zum Pilgern
von Pilgerpastorin Melanie Ludwig
Immer wieder stellen sich Menschen die Frage, worin der Unterschied besteht zwischen Pilgern und Wandern. Wer wandert, steckt sich für die Zeit des Wanderns ein bestimmtes Ziel, z. B. sich fit zu halten, am Ende des Tages einen zuvor bestimmten Endpunkt zu erreichen oder eine bestimmte Landschaft kennenzulernen und die Natur zu genießen.
Wer sich auf einen Pilgerweg begibt, hat darüber hinaus ein besonderes Ziel: Er oder Sie begibt sich nicht nur auf einen äußeren, sondern bewusst auf einen inneren Weg. Darauf weist schon der Name hin: Die Bezeichnung „Pilger“ leitet sich vom lateinischen Begriff „peregrinus“ ab und bezeichnet aus kirchenhistorischer Sicht einen Menschen, der aus einem bestimmten Anlass in die Fremde geht.
Auch die Pilger*Innen von heute begeben sich aus bestimmten inneren Anlässen heraus auf den Weg. Solche Anlässe sind vielfältig: Sich selbst neu begegnen in der Stille der Natur, Lebensumbrüche in familiärer oder beruflicher Hinsicht, – wer bin ich wirklich, und was will ich wirklich? – unabhängig davon, was andere in mir sehen oder welche Ansprüche sie an mein Leben stellen. Weitere Gründe, zum Pilgern aufzubrechen, sind eine Krankheit, der Tod einer nahestehenden Person, Ausgebranntsein, Beziehungsklärung, Suche nach Gotteserfahrung oder Sehnsucht nach einem erfüllten Leben oder nach etwas, was sie innerlich noch gar nicht genau benennen können. Manche begeben sich ganz zweckfrei auf einen Pilgerweg, einzig ausgestattet mit der Neugier auf das, was ihnen auf diesem Weg begegnen wird.
Von solchen oder anderen Themen innerlich bewegt, machen Menschen sich auf den Weg, der es ihnen ermöglicht, auf das zu hören, was aus ihrem Herzen kommt, neue Kraft zu schöpfen für den Alltag, Antworten zu finden auf ihre Fragen und Sehnsüchte. In diesem Sinne: Seien Sie behütet auf unseren Wegen, und kommen Sie reich an guter Erfahrung und erfüllt mit Kraft zurück in Ihren Alltag!